Servicegebäude Ahornbahn
Bauherr
Mayrhofner Bergbahnen
Standort
Mayrhofen Ahornplateau
gebaut von Mai bis Dez 2010
Projekt-
beschreibung
Projektbeteiligte
Statik – Mader Flatz
Seilbahnplanung – Stefan Salzmann
Architekturbild – David Schreyer
Auszeichnungen
ZV Bauherrenpreis 2011
Anerkennung des Landes Tirol
für Neues Bauen 2012
Freiraum Ahorn , eine gebaute touristische Idee in hochalpiner Landschaft
Die Ahornbahn , als Pendelbahn auf das Ahornplateau , deren Hochbauten wir bereits 2006 planen konnten , ist an sich schon ein touristisches Konzept . Das sensible Hochplateau sollte mit dieser speziellen Seilbahn weiterhin erschlossen werden , hauptsächlich für eine begrenzte Anzahl von skifahrenden und bergsteigenden Naturliebhabern , welche hier am Eingang des Naturparks Zillertaler Alpen , Ruhe und Naturgenuss finden wollen .
Der Bauplatz des „Freiraum“ , welcher nicht nur der Name des Gebäudes ist , vielmehr bezeichnet Freiraum die gesamte Projektidee , liegt in umittelbarer Nachbarschaft zur Ahornbahn Bergstation . Er hat die Ausgesetztheit aller Seilbahn – Hochbauten , liegt es doch in der Natur der Sache dass ein Felsabbruch (der des Ahornplateaus ) die bevorzugte und ideale Stelle für ein Stationsgebäude , insbesondere einer Pendelbahn darstellt .
So wurde der Neubau als Erweiterung der bestehenden Seilbahnhalle konzipiert . Das die Personenbeförderung ergänzende gastronomische Konzept sollte in seiner baulichen Umsetzung auch zu einem Gesamtbauwerk führen das als ein Gebäude der MBB für umfassenden Service am Gast ( Sommer und Winter ) wahrgenommen wird .
Funktionen und Aufgaben des Bauwerkes
Der exponierte Standort und dessen spektakuläre Aussichtslage ist natürlich der ideale Platz für den als Gastraum ( dieser wird vordergründig allein als Freiraum wahrgenommen ) bezeichneten Mehrzweckraum. Die Funktionen sind tatsächlich mehrfach und reichen von der Bewirtung der Gäste mit kleineren Speisen , Kaffee und Getränken über Seminarraumfunktionen durch abtrennbare Raumbereiche bis hin zum bloßen und kostenlosen Unterstand bei schlechtem Wetter im Hochgebirge .
Tiroler Gastlichkeit war wesentlich auch durch die technische Betreuung der Ausrüstung des Skifahrers oder Bergsteigers zu ergänzen .
Nicht zuletzt bestand die Bauaufgabe darin , für viele vom Gast möglichst nicht zu bemerkende Funktionen ( KFZ-Werkstätten , Tanklager , …) eine Gebäude zu entwickeln das vor allem zeitgemäße Arbeitsbedingungen für den Mitarbeiterstab in der Größe eines mittleren Gewerbebetriebes von ca. 40 Personen , zur Verfügung stellen kann. Die rein infrastrukturell technische Gebäude-Anlage ist vom Ausstieg der Bergbahn her nicht zu bemerken , nur eine sehr große dunkelgraue Betonplatte liegt im Almboden , gleich einem überdimensionalen Findling ist sie als Decke der darunterliegenden Garagen zugleich Boden und Festplatz für unterschiedlichste Nutzungen darüber.
Haltung des Gebäudes
Den hauptsächlich unterirdisch angelegten seilbahninternen Räumlichkeiten ist ein multifunktioneller, öffentlicher Nutzung gewidmeter Gebäudeteil aufgesetzt . Dieser ist im wesentlichen ein Brückenbaukörper , 7 m breit und 70 m lang , konzipiert als Weg von der bestehenden Bergstation bis an den Abgrund der die Aussicht über das gesamte Zillertal bietet . Am Felsabbruch sind die Rhythmus gebenden Pfeiler der Brücke durch eine massive V-förmige Wandscheibe begrenzt , auch gesichert . Es gibt hier keine auskragenden , über den Abgrund hinausreichenden Bauteile , vielmehr wird hier , um im Bildlichen zu bleiben , eine Gebäude gezeigt das in sich ruhend ins Land schaut .
Jedoch die Brücke ist nicht nur Bild , sie ist sinnvoll als Überbauung denn sie allein garantiert den freien Fluss des untenliegenden Seilbahnbetriebes auf Niveau der bestehenden Maschinenhallen . Die eine oder andere Kuh steht bei grobem Wetter im Sommer unter der Brücke , eine nicht zu unterschätzende Qualität hochalpiner Gebäudeanlagen , sommers wie winters .
Für den anspruchsvollen Ski- bzw. Berg-Urlauber gedacht ist nun die Installation des großen Gastraumes mit Panoramaaussicht , der direkt aus der Ankunftshalle der Bergstation sowie von der Skipiste bzw. den Almwiesen her zu erreichen ist.
Dieser Raum bietet Ruhe und Entspannung abseits des Skibetriebes und allgemeinen Treibens . Es ist ein multifunktionaler Raum der z.B. als volltauglicher Seminarbereich ebenso funktioniert wie als Raum für aufwendige Produktpräsentationen im passenden Ambiente der hochalpinen Bergwelt .
Das Innere des Gastraumes ( Mehrzweckraumes ) ist im Wesentlichen vom optischen Eindruck des umgebenden Naturraumes geprägt . Reih`um kommt das Skigebiet , vis a`vis das ständige Schauspiel der ein – und ausfahrenden Seilbahn und am Ende des Weges die Aussicht über das gesamte Tal ins Bild . Kernpunkt des Innenraumes ist die Schank , als 6m lange Theke angelegt in deren weiterer optischer Verbindung das offene Feuer der Kaminanlage steht . Beides , Schank wie Feuer sind auch geeignet zur publikumswirksamen Zubereitung diverser lokaler kulinarischer Spezialitäten .
Damit im gesamten Publikumsbereich auch „hörbar“ gutes Klima herrscht , der dreiseitig verglaste Aussichtsraum wäre diesbezüglich ungeeignet , wurde eine Holzdecke mit ausgeprägten akustischen Qualitäten installiert .
Die beiden vordersten Raumabschnitte sind jeweils durch mobile Trennwände vom Gastbetrieb abzutrennen , das schafft exklusive Seminarräume für besondere Verwendungen .
Die Möblierung ist zur Gänze aus unbehandeltem Massivholz , in Verbindung mit den Polstermöbeln wird ein lounge-artiger Eindruck vermittelt der dazu animiert sich einfach „niederzulassen“ .
Für das gesamte Projekt wurden naturbelassene Materialien verwendet wie : das Holz der Böden und Möblierungen , das natürliche Schwarz der Stahl-Glasfassaden . Dazu gehört auch der dunkelgrau eingefärbte Beton der gesamten Tragkonstruktion des Gebäudes , der als naturverträglicher Farbton ja bereits seit Errichtung der Stationsgebäude 2006 vorhanden ist .
Beton ist in diesem Kontext durchaus als natürliches Material zu sehen . Seine Zusammensetzung , Zement (der aus Kalk gewonnen wird ) , Wasser und dem Großteil der hier verwendeten Mischung : Schotter der zur Gänze (ca. 2000 m3 ) aus der Baugrube gebrochen wurde und dem gesamten Ahorngebiet sehr viele ( ca. 500 ) LKW Transportfahrten ersparte .
Die mobile Betonmischanlage vor Ort konnte somit den gesamten verwendeten Beton produzieren . Ein bedeutender Vorteil in der gesamten Logistik der hochalpinen Baustelle Freiraum .
Der Bereich vor dem Gastraum , also das erste Drittel des Weges , ist ebenfalls in multifunktioneller Weise angelegt . Dieser Bereich ist eher introvertiert gehalten , geht es hier doch um das Geschehen im Inneren ( Sportausrüstung , Depot , interaktiver Aufenthalt ) . Im Winter findet der Gast hier ein gut sortiertes Sportgeschäft mit Verleih – und depotmöglichkeit für seine Sportausrüstung vor . Im Sommer dient der Raum als Naturerlebniscenter.
Die Raumausstattung kommt der des Gastraumes gleich , auch hier wird z.B. durch praktische Sitzgelegenheiten wie Bänken , für jeden , nicht nur für Kunden des Sportgeschäftes Aufenthalt geboten .
Video zum
Projekt