Ahornbahn

Bauherr

Mayrhofner Bergbahnen

Standort

Mayrhofen , Ahorn

gebaut Mai 2005 - Nov 2006

Projekt-
beschreibung

Projektbeteiligte :

Seilbahnplanung – Salzmann
Statik – Mader Flatz

Architekturbild – Günther Wett , David Schreyer

Auszeichnungen
Architekturpreis 2007 der VÖZ , Betonbaupreis
best architects 2008

Einbindung in den örtlichen Siedlungsraum

Der Bauplatz am Ortsrand von Mayrhofen ist bestimmt durch eine zersiedelte Einfamilienhaus-Landschaft und eine natürliche Hangkante von ca. 3,5 m als ehemaliger Abhang zum Fluss. Die untere Ebene ist die Zugangsebene mit Parkplatz, Bushaltestelle ; die obere Ebene und noch einmal davon abgehoben ist der Platz für die Stationsplattform.

Der Weg vom Parkplatz zum Bahnsteig ist parallel bzw. leicht abgestellt zur Bahnlängsachse als schiefe Ebene, also stufenfrei angelegt. So entsteht eine großzügig angelegte Zugangsrampe . Dahinterliegend eine Verkaufspassage mit Oberlichtverglasung und starker Betonstruktur , diese wiederum auskragend aus dem in die Hangkante geschobenen , erdgeschoßigen Bauteil für Geschäfte und Kassa .

Konstruktion der Hochbauten:

Seilbahnstationen werden üblicherweise als Stahlbauten konzipiert und sind somit sehr leicht. Der Stahlbau hätte somit ein erhebliches Problem bei den gegebenen statischen Anforderungen , sehr hohe Horizontallasten ( 480 t ) aufgrund des Seilzuges , mitgebracht .

Der Lösungsansatz: Stationen zur Gänze in massivem Beton, dieses Material bringt das Gewicht von selber mit, damit Doppelfunktion Auflast + Gebäudehülle. Es entfallen sämtliche Schüttkammern, zudem ist Betonbau günstiger als Stahlbau und damit wirtschaftlich zu verwirklichen. Weiterer Vorteil des Betonbaus – keine oder kaum brandschutztechnische Vorgaben im Gegensatz zu Stahlbau – bringt weitere Kostenersparnis. Der Nachteil der fehlenden Wärmedämmung kommt nicht zu tragen, da die Stationen ja unbewohnt sind (mit Ausnahme Personal- und Kassaräume, diese sind 2-schalig hinterlüftet ausgeführt).

Die Pollerräume (Seilabspannung) sind im Untergrund versenkt, z.B. Spannschacht Talstation 12 m unter Niveau, natürlich in Stahlbeton. Diese Räume reichen bis Rohfußboden der Station. Die Stationsebene ist völlig aufgelöst in ein Beton-Stützensystem sowie zweier Wandeckpfeiler zur Aufnahme der Horizontallasten oberhalb der Spannschächte. Darüber ein Trägerrost im konstruktiven Verbund mit einer Plattenbalkendecke am äußeren Randbereich der Dachscheibe. Der Trägerrost als weit auskragender Betonschirm und der Stationsboden, ebenfalls eine weit auskragende Plattendecke, bringen die nötigen Auflasten in noch einmal konzentrierter Form auf die Seilabspannvorrichtung im Untergrund.

Die Auskragungen („Vordach“) bringen als typisch alpines Konstruktionsdetail Schutz und freie, doch gedeckte Zufahrt im Untergeschoß.

Im mittleren Bereich der Decke sind Betonhohldielen aufgelegt, diese ermöglichten die Gleichzeitigkeit der Arbeiten – nämlich Seilbahnbau + Seilzug (dieser dauerte 2 Monate und durfte nicht unterbrochen bzw. gestört werden) sowie Betonierarbeiten der Randbereiche der Decke. Hohldielen wurden erst nach dem Seilzug aufgelegt. Somit war die Station nach Fertigstellung des Seilzuges Mitte November in zwei Tagen winterfest.

Maßstäblichkeit :

Die Einbindung derartig großer Volumina sowohl der Tal- als auch der Bergstation in die umgebende Kultur – ( kleinräumiger Siedlungsraum  ) und Naturlandschaft ( Almboden ) stellt eine besondere Herausforderung dar und verlangt ein verantwortungsbewusstes Handeln der Beteiligten . Die Hochbauten sind in Bauhöhe und Ausladung sehr differenziert gestaltet , sodaß der Maßstab der baulichen und auch natürlichen Nachbarschaft nicht überschritten oder gestört ist .

Die verwendeten Materialien sind in der Anmutung und Wahrnehmung ,  Materialien direkt aus der Natur ohne übertrieben technische Ausstrahlung . Dunkelgrau eingefärbter Beton und Schwarzblech, helfen die Hochbauten leichter in die umgebende Natur (graubraun bis dunkel- und olivgrüne Töne des Hochplateaus) einzubinden. Die gesamte farbliche Gestaltung und Materialwahl ist auf diese beiden Farben reduziert und abgestimmt, mit Ausnahme der rubinroten Plexigeländerungen, welche kontrapunktisch an die hier zu findenden Zillertaler Granaten anspielen.

die Stationen

Die Mayrhofner Bergbahnen entwickelten ein touristisches Gesamtkonzept für das gesamte Ahorngebiet . Darin integrierter Teil  sind die Stationshochbauten die mit ihrer eigenwilligen Formensprache , zwar dezent aber dennoch selbstbewusst und werbewirksam auftreten .

Für die Stationen (Berg- und Talstation) wurde baulich die gleiche Hülle verwendet. 

Die Zugänglichkeit bzw. Lage im hochalpinen Gelände ist an der Bergstation grundsätzlich verschieden zur Talstation. Die Position des Gebäudes knapp oberhalb des Felsabbruches bedingt die Eingänge in direkter Verlängerung der Bahnachsen nach hinten zum Hochplateau des Ahorn-Schigebietes. Unterhalb der Station daher nur noch Neben- bzw. Betriebsräume.

Von der Station deutlich abgesetzt ist noch ein kleines Gebäude für Personal und betriebsorganisatorische Bereiche, ein kleiner Turm gleichsam als baulicher Vorposten im Gelände, bereits von weitem als neue Landmarke erkennbar.

Zur Bergstation ist eine weitere Anfügung zu machen . Hier am Almboden ist es gelungen eine sogenannte „Verhüttelung“des Ahorn-skigebietes zu beseitigen  . Das bauliche Konzept der Ahornbahn , also der Bergstation der Pendelbahn , wurde erweitert auf das gesamte Ahorngebiet . Entstanden ist ein einheitliches und auf die einzelnen Bauten abgestimmtes Gestaltungsbild von dunkel eingefärbten Betonwänden und Natursteinmauern , ergänzt durch kleine Anteile von Holzfensterstöcken , Metallverkleidungen aus Schwarzblechen und Geländerungen aus rubinroten Plexi-Kunststoffen . Vor allem im Sommer  , der mittlerweile erhebliche Steigerungsraten in der Personenbeförderung verzeichnen kann , bestätigt sich dieses Konzept . Der „Ahorn“ profitiert von einer einheitlichen Gestaltung der Stationsbauten  und einem kultivierten Umgang mit der Ressource Natur .

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